EM 2012: Durfte Zamperoni lächeln? Er stand nicht auf dem Platz, ist aber im Feuer der Kritik

von horchposten am in Allgemein

Es geschah Donnerstagabend in der Halbzeitpause. Deutschland lag gegen Italien zurück und in der ARD hat der italienischstämmige Ingo Zamperoni lächelnd die Nachrichten abmoderiert: “Und beenden möchte ich diese Tagesthemen – aus gegebenem und persönlichem Anlass – mit Worten des italienischen Dichter-Fürsten Dante: “Das Gesicht verrät die Stimmung des Herzens”. Ich weiß nicht, was Ihnen mein Gesicht jetzt verrät, aber seien Sie versichert, dass ich innerlich ziemlich zerrissen bin. In diesem Sinne: che vinca il migliore, möge der Bessere gewinnen.”

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten 28 Millionen Fußball-Fans das EM-Spiel in der ARD verfolgt – und jeder hatte jetzt eine Meinung zu Zamperoni. Auch im Internet blieb kein Liveticker ohne Kommentar. Bei 11freunde.de schrieben beispielsweise Dirk Gieselmann und Fabian Jonas: „Jetzt grinst der Zamperoni schon wie ein Europameister, dieser verdammte Aushilfsitaliener. Sitzt wahrscheinlich schon auf der Vespa und brettert nach den »Tagesthemen« mit meiner Frau über den Brenner.“ Selbst bei taz.de wurde man plötzlich unsportlich. Deniz Yücel fragte politisch unkorrekt: „Seit wann dürfen hier Spaghettis die Pausennachrichten vorlesen?“ Und bei Facebook und Twitter lösten Zamperonis Worte einen wahren Shitstorm aus.

Die ARD wurde von den heftigen Reaktionen völlig überrascht. Einen Tag nach dem EM-Spiel erklärte Chefredakteur Kai Gniffke im Blog von tagesschau.de: „Unmittelbar nach Spielschluss brach die Lawine der Reaktionen über uns herein, und die Redaktion samt Moderator fragte sich selbstkritisch, ob wir einen Fehler gemacht haben.“ Gniffke kann die Empörung jedoch nicht nachvollziehen und schrieb weiter: „Ich bin der festen Überzeugung, dass es vollkommen korrekt war, dass Zamperoni in dieser Situation einen solchen Satz sagt“.

Auch im Blog der Tagesschau brach daraufhin eine heftige Diskussion aus. Durfte Ingo Zamperoni lächeln? Bei bild.de schaut man dem Volk aufs Maul und titelte man Freitag: „Frecher Halbzeit-Auftritt vom Tagesthemen-Mann.“ Um dann jedoch zu schreiben: „So eine pfiffige Halbzeit-Ansprache haben die Fußball-Fans in den sonst so strengen Hauptnachrichten wohl noch nie erlebt. Und Zamperoni sollte auch noch Recht behalten: der Bessere hat gewonnen.“