Wolffilms: 10 Tipps für Filmemacher

von Rainer Wolf am 29. August 2016 in Allgemein,Tutorials

Ein kleiner Beitrag quasi direkt von Filmemachern für Filmemacher. Ihr überlegt auch selbst einen eigenen Amateurfilm zu produzieren, dessen „Drehbuch“ nicht nur auf ein DIN A4 Blatt passt? Dann könnten unsere folgenden 10 Wolffilms Praxis-Tipps für Filmemacher ggf. interessant sein bei Eurem nächsten Filmprojekt.

Serum 43 Filmset

Serum 43 Filmset

Bei unserem ersten umfangreichen 90-Minuten Wolffilms Endzeit-Spielfilmprojekt „Serum 43“ stoßen wir immer wieder auf Hindernisse und machen natürlich auch viele Fehler, die wir im Nachhinein hätten oft ganz einfach vermeiden können. Die Setlogistik stellte sich bei uns dabei als eine der größten Herausforderungen heraus. Es ist halt noch kein Meister vom Himmel gefallen und ich stelle nach jetzt ca. 13 Drehtagen für „Serum 43“ fest: Es ist tatsächlich fast einfacher ein komplettes Versandhandelsunternehmen zu leiten als ein Filmsetz fehlerfrei zu organisieren 😉 . Man muß einfach auf soviele Kleinigkeiten achten und die Tücke liegt echt im Detail. Habt Ihr genügend (freie) Speicherkarten am Set dabei? Sind die Batterien für den Ton geladen und gibt es Ersatz? Habt Ihr ein Ersatzkabel für den Kontrollmonitor dabei, falls dieses mal bricht? Habt Ihr alle Requisiten dabei? Nur ein paar Beispiele aber es sind oft die kleinen Dinge, die einem fast den ganzen Drehtag versauen können.

Unkonventionelle Problemlösung am Filmset ;-)

Unkonventionelle Problemlösung am Filmset 😉

Serum 43 Filmszene

Serum 43 Filmszene

Und hier sind sie nun, unsere 10 Top Tipps für alle Filmemacher:


1. Plane mehr Zeit ein als eigentlich benötigst, viel mehr!
Ein Drehtag bei uns läuft in der Regel wie folgt ab: Treffen in der Früh um 8 Uhr mit allen Darstellern (einige kommen eh etwas zu spät), dann erstmal freudige Begrüßung untereinander, Kaffeetrinken und danach ab in die Maske. Irgendwann gegen Mittag ist man dann „drehfertig“ geschminkt und mental vorbereitet auf den Drehtag… und hoffentlich auch textsicher. Dann endlich geht´s ab zum Set (die Fahrt dauerte in der Regel 30 Minuten bis 1 Stunde – Lost Place Locations liegen hier bei uns im beschaulichen Münsterland ja leider nicht immer direkt vor der Haustür). Angekommen am Drehort läuft es zumeist auch erst relativ zäh. Erstmal orientieren und wieder ein Pläuschchen halten, dabei einen Happen essen und dann geht´s so gegen 15 Uhr auch mal langsam los. Es hat halt jedesmal etwas von einer Klassenfahrt, wenn wir unterwegs sind. Außerdem gibt es am Set wirklich viel zu tun. Schließlich musste das Kameraequipment ja auch erstmal abgeladen, aufgebaut und kalibriert werden und das Set hergerichtet werden. Immer wieder haben wir versucht den Ablauf bis zum Drehstart zu beschleunigen aber nie haben wir es geschafft, die Kamera dann vor 14 Uhr anzuwerfen für die erste Szene des Tages. Bis sich ein flüssiger Drehablauf entwickelt, dauert es ja auch immer ein wenig. Wir haben natürlich entsprechend viel Zeit nach hinten geplant, damit der eigetlich Dreh dann nicht zur Hektiknummer wird und das wäre natürlich absolut tödlich für den Film. Mal eben auf die Schnelle gedrehtes Bildmaterial würde man sicherlich sehr schnell entlarven. Plant also genügend Zeit für einen Drehtag ein und fangt vor allem rechtzeitig an und ganz wichtig: Sorgt für Leib und wohl Eurer Darsteller! Nur satte und zufriedene Darsteller können eine professionelle Leistung vor der Kamera abliefern. Also nehmt Euch viel Zeit und Ruhe und gebt Euren Darstellern und natürlich Eurem Filmteam ordentlich zu Essen und zu Trinken, das ist schon die halbe Miete für einen stressfreien Drehtag. Für Serum 43 haben wir übrigens z.T. 15 Stunden Drehtage anvisiert. An einem durchschnittlichen Drehtag entsteht ca. 90 Minuten bis 2 Stunden Filmmaterial von dem letztlich ca. nur 3 Minuten im Film eingesetzt werden. Für einen 90 Minuten Spielfilm, wie „Serum 43“ einer werden soll, rechnen wir also mit ca. 30+ Drehtagen. Das ist übrigens gängiger Durchschnitt in der Filmbranche.

Filmszene Serum 43

Filmszene Serum 43

Serum 43 Filmset

Serum 43 Filmset

2. Arbeitet nach Checklisten – etwas wird immer vergessen
Gerade wenn Ihr einen entfernteren Drehort ansteuert an dem Ihr nicht einmal schnell zurückfahren könnt um noch eine fehlende Speicherkarte, einen Drohnenpropeller oder ein Adapterkabel nachholen könnt ist sie fundamental wichtig, die Checkliste. Auf Ihr sollte das komplette Equipment stehen nebst aller Requisiten, welche Ihr für den anstehenden Dreh benötigt. Noch besser, ihr packt Euer Equipment schon passent vor dem Dreh in entsprechend gepolsterte Kunststoffboxen ab. Eine Kiste für den Ton, eine für das Licht, eine für den DJI Ronin Gimbal, eine für die Kamera, etc. Wir machen es so bei unseren Drehs, damit schont Ihr das Material und alles ist immer sofort griffbereit. Ach noch was, erstellt die Checkliste auf keinen Fall erst am Drehtag, das gibt Chaos. Plant das lieber ein paar Tage vorher in Ruhe und organisiert Euch dann rechtzeitig das fehlende Material. Es sind immer die Kleinigkeiten, die man vergisst. Letzte Woche haben wir echt die Speicherkarte für unser Ton-Aufnahmegerät vergessen. Sie stand nicht extra auf der Checkliste, nur das Tonaufnahmegerät…

Serum 43 Filmset

Serum 43 Filmset

Set Aufbau Serum 43

Set Aufbau Serum 43

3. Drehe besser immer chronologisch
Ein chronologischer Filmdreh dauert sicherlich länger und ist aufwändiger, vor allem wenn Ihr mehrere Szenen an ein und demselben Filmset drehen müsst und zwischendurch an anderen Orten. Das ist natürlich viel hin und Herspringerei aber bedenkt, wenn Ihr wie die Großen in der Branche nicht chronologisch drehen wollt, benötigt Ihr ein messerscharfes Auge für das Szenenbild. Nicht, das der Hauptdarsteller in einer Szene den Reisverschluss seiner Jacke halb geöffnet hat und eine Sekunde später ganz geschlossen. Noch schlimmer wäre es wenn er mal weisse oder mal graue Socken tragen würde, da die Folgeszene erst einen Tag später abgedreht wird. Alles schon passiert, davon sprechen wir uns bei Serum 43 auch gar nicht frei. Wir haben versucht anfangs nicht chronologisch zu drehen, sondern die Sets effektiv abzuarbeiten. Das klappte erst noch ganz gut aber jetzt haben wir eine Fülle von Filmschnippseln zwischen denen Szenen fehlen die jetzt exakt passend nachgedreht werden müssen. In der Profi-Banche ist das ein eigener Beruf, jemand der nichts anders tut, als darauf zu achten das eine Szene optimsch perfekt zur nächsten passt. Doch dafür haben wir leider kein Budget und daher müssen wir uns behelfen. Nach 13 Drehtagen sind wir der Meinung, ein chonologischer Dreh ist wesentlich stressfreier und vor allem können wir dann auch viel besser und flexibler reagieren. Was wenn es heute regnet und morgen die Sonne scheint. Erst sind die Strassen pitschnass und einen Schritt weiter an der nächsten Kreuzung dürretrocken. Das passt einfach nicht. Außerdem habt ihr mit der Setlogistik ohnehin schon viel zu tun, macht Euch nicht noch zusätzlichen Stress und plant lieber ein paar entspannte Drehtage mehr ein.

Stärkung am Filmset

Stärkung am Filmset

Filmszene Serum 43

Filmszene Serum 43

4. Schaue Dir die Locations einen Tag vor Drehbeginn nochmal in Ruhe an
Und plötzlich stand ein Bauzaun vor unserem Krankenhaus-Eingang und der Stress am Set war groß. So etwas könnt Ihr vermeiden in dem Ihr Euch Euren Drehort nochmal in Ruhe einen Tag vor dem Dreh anschaut und ggf. Probleme lokalisiert und dann in Ruhe lösen könnt. Außerdem ist die Drehortbesichtigung einen Tag vor dem Dreh Pflicht für den Kameramann, dieser kann sich dann in aller Ruhe effektvolle Kamerafahrten und Drehpositionen überlegen mit der besten Bildwirkung. Am Drehtag selbst ist für solche Überlegungen oft nicht mehr genug Zeit und die Kamera wird „einfach irgendwo“ platziert wo es doch ggf. einen viel besseren Ort dafür gegeben hätte. Also Pflicht: Einen Tag vor Dreh zum Drehort und nehmt Euren Kameramann bzw. Tonassistenten mit, der kann schon mal den Umgebungssound aufnehmen und bei zu lauten Nebengeräuschen wie z.B. durch eine Baustelle hier notfalls nochmal schnell auf ein anderes Richtmikrofon mit stärkerer Richtwirkung auf die Darsteller wechseln. Ein guter Ton macht schließlich 50% und mehr des gesamten Films aus. Das ist nicht zu Verachten und hier hatten wir anfangs auch so unsere Probleme mit störenden Nebengeräuschen. Beispielsweise musten bei den Krankenhausszenen der Kameramann (also ich), der Tonassistent sowie der Aufnahmeleiter auf Socken den Gang entlangschleichen, damit sich nicht zuviele zusätliche Schrittgeräusche in den Ton mischten. Etwas doof dabei waren allerdings die vielen Glasscherben, die überall herumlagen…

Serum 43 Setbesprechung

Serum 43 Setbesprechung

Filmszene Serum 43

Filmszene Serum 43

5. Gimbal, Slider, Kran & Co. Moderne Filmtechnik ist toll, aber…
Es kann sich fast schon zu einer Art Sucht beim motivierten Filmemacher entwickeln, das Sammeln von tollem Filmzubehör wie Gimbals, Sliderschienen, Spezialobjektiven und und und. Es gibt auch einfach soviel coolen Schnickschnack, alleine beim genialen Zubehör des Anbieters Edelkrone könnte ich soviel Geld lassen und auch DJI bietet abgesehen von den Drohnen mit Osmo und Ronin soviel spannende Produkte für Filmemacher für cineastische, butterweiche Kamerafahrten oder Effekte an. Bei all dieser technischen Raffinesse sollte man eins jedoch nie aus den Augen lassen, Ihr erzählt in erster Linie immer eine Geschichte, die beim Zuschauer ankommen und funktionieren muss. Er muss mit den Charakteren mitfühlen können und die Handlung muss schlüssig sein. Technischer Film-Schnickschnack ist da erstmal zweitrangig. Immer wieder war ich beim Serum 43 in der Situation in der ich beurteilen musste, wie filme ich jetzt die nächste Szene so, dass Sie emotional geladen beim Betrachter ankommt und er einfach „mit dabei ist“. Schnell war ich wieder bei der klassischen dokumentarischen Handheld Kameraeinstellung angekommen, bei der ich ganz einfach die Akteure mit der Kamera auf der Schulter verfolgte und ganz nah bei diesen war. Das wackelt zwar sicherlich etwas störend, aber dafür gibt es in Final Cut bzw. Premiere tolle Tools, die diese Wackler fast schon so gut nachträglich ausgleichen wie ein Handgimbal. Außerdem habt ihr ein Minimum an Technik (in unserem Fall eine geschulterte Blackmagic URSA Mini 4,6K Kamera mit 35 mm Canon Cinelens Objektiv) im Einsatz und könnt Euch auf das wesentliche konzentrieren. Das ist sicherlich nicht immer die perfekte Lösung (ein paar tolle butterweiche Kamerafahrten sollte Euer Filmchen schon enthalten), aber es treibt die Handlung doch oftmals spannend voran und ist wesentlich entspannter beim Dreh selbst. Alleine die Szene in der unsere „Überlebenen“ eine Reihe von Häusern nach Lebensmitteln durchsuchen mussten und dabei immer wieder auf Gefahren stießen, war perfekt für diese Art der Kameraführung. Da kommt automatisch schon die richtige Spannung mit rüber. Einfach mal probieren und dann entscheiden.

Filmszene Serum 43

Filmszene Serum 43

Filmszene Serum 43

Filmszene Serum 43

6. Es ist noch keine Location vom Himmel gefallen
Ihr habt eine tolle Story im Kopf und natürlich dazu auch die passenden Bilder der Locations. Soweit die Theorie, aber woher nehmen? Für Serum 43 beispielsweise benötigen wir ein leerstehendes Krankenhaus, eine Kirche und ein verlassenes Krankenhaus. Findet das mal eben so und vor allem, versucht hier mal eine Drehgenehmigung zu bekommen, da diese Gebäude oftmals baufällig und daher aus Sicherheitsgründen komplett gesperrt sind. Klar, Ihr könnt Euch auf professionelle Locations Scouts stützen, diese verlangen allerdings soviel Geld, das dieser Vorschlag für den Filmemacher mit kleinem Budget eigentlich gar nicht in Frage kommt. Ein Location Scout hat eine Tagesgage von ca. 500,- Euro zzgl. Fahrtkosten und Spesen nur für´s Suchen der Locations…. und dann habt Ihr noch keine Garantie, dass er auch fündig wird. Die eigentlichen kosten für die Location kommen dann noch obendrauf, das können dann auch nochmal ganz schnell ein paar hundert Euro werden. Günstiger ist es daher natürlich sich selbst auf die Suche nach tollen Locations zu machen und oftmals liegen die wahren Perlen direkt um die Ecke, in einer Seitenstrasse, auf einem Feldweg, in einer alten Scheune (davon gibt´s hier ganz viele im Münsterland) oder einem ausgedienten Bunker. Verschiedene Städte wie z.B. die Stadt Münster haben die Macht des Bildes erkannt und unterstützen sogar Filmemacher mit einer eigenen Locationseite der Region. Perfekte Eigenwerbung quasi. Generell geben wir Euch mit auf den Weg: Kümmert Euch so früh wie möglich um die Locationsuche und nicht erst einen Drehtag vorher unter dem Motto, es wird sich schon was finden. Mit der richtigen Location könnt Ihr nämlich auch einen ganz kleinen Film ganz groß ausschauen lassen. Für Serum 43 konnten wir z.B. die Firma Tobit Software als Drehort für die Szenen in der „GAIA Corp.“ gewinnen. Das sieht doch schon nach ganz großem Kino aus, oder? Die Szenen aus dem Quartier der „bösen Gang“ entstehen darüberhinaus im alten Kalksandsteinwerk (Kalki) nahe Coesfeld und die Aufnahmen für das Lager unserer „Überlebenden“ wählten wir als Drehort das alte THW-Barackenlager nahe Lette. Gerade einmal 20 Minuten Fahrtzeit von unserer Firmenzentrale entfernt.

Filmszene Serum 43

Filmszene Serum 43

Filmszene Serum 43

Filmszene Serum 43

7. Kampf gegen die Ämter – Nichts geht ohne eine Drehgenehmigung
Eine Drehgenehmigung ist zugegeben immer lästig zu beantragen, viel einfacher könnte man doch ganz fix seine Kamera „mal eben“ vor dem tollen Firmengebäude, im Stadtpark oder auf dem Supermarkt-Parkplatz aufbauen und einfach drauf losdrehen. Geht aber nicht, wir sind in Deutschland und da gibt es eine ganze Menge an Vorschriften zu beachten, vor allem, wenn Ihr im öffentlichen Straßenverkehr drehen wollt und hier ggf. sogar in den Verkehrsfluß eingreift. Klar, wir haben die sogenannte Panoramafreiheit bei der Ihr ja quasi alles von öffentlichen Plätzen erstmal filmen und verwenden dürft, solange kein architektonisch geschütztes Gebäude im Bild ist oder Ihr anfangt große Sets mit Kamerakränen, Beleuchtungseinheiten und Sliderschienen aufbaut. Außerdem dient eine Drehgenehmigung ja vor allem auch zu Eurem eigenen Schutz. In Serum 43 gibt es beispielsweise mehrere Szenen in denen „die böse Gang“ schwerbewaffnet mit Waffen durch die Stadt zieht. Ohne Drehgenehmigung und Vorabinfo an die örtliche Polizeibehörde würde dies sicherlich sonst direkt einen SEK Einsatz und eine Titelmeldung in der Bild geben. Also sorgt einfach Ärger vor und sichert Euch ab, dann könnt Ihr Euch am Drehtag zu 100% auf Euer Set konzentrieren und müsst nicht jederzeit damit rechnen, verjagt zu werden. Um eine Drehgenehmigung für öffentliche Orte zu erhalten, wendet Euch am besten an das Ordnungsamt Eurer Stadt und teilt in kurzen Sätzen einfach mit, was Ihr vorhabt und mit wieviel Leuten bzw. welchem Equipment Ihr am Filmset erscheint. Meistens ist man dort sehr kooperativ und eine Antwort gibt´s in der Regel schon nach wenigen Tagen. Solltet Ihr mit einer Drohne innerhalb geschlossener Ortschaften filmen wollen kommt Ihr um eine Drehgenehmigung vom Ordnungsamt sowieso nicht herum.

Filmszene Serum 43

Filmszene Serum 43

Coole Location für Serum 43

Coole Location für Serum 43

 

8. Es herrscht Anarchie am Set
Viele Eurer, vielleicht sogar kostenlos vor der Kamera agierende Laiendarsteller haben oft sicherlich nicht den zum Set gehörigen Ernst bei der Sache und albern halt auch gerne erstmal etwas rum (was völlig ok ist, aber in Maßen natürlich). Da kann schon mal einiges an Zeit verstreichen, bis jeder auf seiner Position sitzt bzw. steht und es heißt „Und Actiiioooon!“. Auch wird gerne immer mal wieder auf den letzten Drücker diskutiert, was man anders machen könnte und da kann es schon mal vorkommen, dass plötzlich das Kippen des gesamten Drehbuches mal eben so im Raum steht. Auch wenn diese Vorschläge und Diskussionen sicherlich gut gemeinter Natur sind, sie bringen doch erhebliche Unruhe in den Drehablauf. Daher sollte am Set eine klare Hirarchie gelten und Diskussionen sollten so gut es geht am besten schon im Keim erstickt werden. Ihr hattet im Vorfeld genügend Zeit für die Planung, davon solltet Ihr auch wirklich am Drehtag nur noch minimal, besser gar nicht abweichen. Auch wenn die Vorschläge Eurer filmverrückten Freunde bestimmt durchweg gut gemeint sind, am Drehtag ist einfach keine Zeit für Diskussionen und das solltet Ihr auch direkt höflich bestimmt klar machen, sonst kann so ein Drehtag schnell in Frust und Chaos enden. Zum Glück bei uns nicht passiert!

Am Set von Serum 43

Am Set von Serum 43

Am Set von Serum 43

Am Set von Serum 43

9. Wenn die Technik versagt – Irgendwas geht immer kaputt
Eigentlich ein selbstverständlicher Punkt aber ich möchte hier nochmal gesondert drauf eingehen: Es geht irgendwann kaputt, was kaputt gehen kann. Bei uns waren es z.B. nicht formattierbare Speicherkarten, ein gebrochenes Kabel für den Kontrollmonitor und ein Drohnen-Rotorblatt. Alles Kleinkram der auch gar nicht teuer war, aber damit kann man sich schon mal einen ganzen Drehtag versauen. Ohne Kontrollmonitor dreht man ja quasi blind und das Bild hat defintiv die falsche Belichtung. Ein Kabel kostet grad mal 7,- Euro. Also plant einfach entsprechend und erweitert Eure Checklisten um entsprechende Technik Backups, nehme am besten einfach alles doppelt mit was geht.

Filmszene Serum 43

Filmszene Serum 43

Für Serum 43: Wir verwüsten ein Krankenhaus

Für Serum 43: Wir verwüsten ein Krankenhaus

10. Morgen ist ein neuer Tag
Es gibt ihn immer zwischendurch mal, den total verkorksten Drehtag an dem einfach gar nicht funktioniert. Bei uns war dies glaube ich der 3. Drehtag. Ein Tag an dem gar nichts klappt, alle genervt sind und einfach alles zu spät ist. Die Location sah anders aus als geplant, das Equipment streikte, die Darsteller hatten ihren Text nicht drauf und plötzlich hatte jeder schlechte Laune. Da bringt es oft auch gar nicht´s, sich durch diesen Tag irgendwie durchzuknüppeln. Das dabei entstehende Filmmaterial ist hier oft einfach nur für die Tonne. An solchen Tagen solltet Ihr rechzeitig die Reißleine ziehen und sagen „Hey Leute, heute ist der Wurm drin. Es bringt nix, lasst uns alle ins Eiscafé gehen und erstmal abkühlen. Morgen geht´s weiter.“. Und siehe da, am nächsten Tag sah die Welt schon wieder ganz anders aus und wir haben tolles Filmmaterial abgedreht.

Filmszene Serum 43

Filmszene Serum 43

Serum 43 Filmset

Serum 43 Filmset

Habt Ihr selbst auch noch ein paar praktische Tipps für Filmfreunde oder mögt Ihr einen meiner 10 Tipps erweitern bzw. ergänzen? Dann würde ich mich sehr über einen kurzen Kommentar von Euch hier freuen. Auf jedenfall wünsche ich Euch ganz viel Spaß und Erfolg bei Eurem nächsten Filmprojekt, wie umfangreich oder klein es auch immer sein mag. Hauptsache Ihr seid mit Herz und Seele dabei! Wir von Wolffilms drehen dann auch mal fleissig weiter an unserem Endzeit-Drama „Serum 43“. Wir haben ja auch noch einige Drehtage vor uns… 😉

Klaus_Bayer Juli 6, 2017 um  Uhr

“ aber nie haben wir es geschafft, die Kamera dann vor 14 Uhr anzuwerfen für die erste Szene des Tages.“ – ich weiss ihr seid „Amateurfilmer“, aber sowas geht nicht.
Selbst Studentenfilme, oder Low-Budget-Internet-Filmer bekommen eine bessere Arbeitsmoral hin.
Wenn bei einer TV-Serie nicht eine Stunde nach Arbeitsbeginn die Kamera was aufnimmt, hast Du den Producer da stehen, der dich fragt, warum Du sein Geld verschwendest!
Wenn Du das mehr als einen Tag bringst hast Du die Produktionsfirma/ Sender da stehen, die dich nach Gründen fragen, warum sie dich nicht feuern sollen!
Man könnte nun denken,
„Ich bin ja kein professionelles Filmteam, ich habe nicht die Mittel.“ – das ist einerseits ein naheliegender Einwand.
Andererseits:
–Wenn Du weniger Geld/ Mittel als die Profis hast, dann ist es bestimmt nicht die Lösung, es NOCH LANGSAMER anzugehen!
Wer um 14:00 erst dreht, verschwendet mindestens 2/5 eines Drehtages. eher mehr. Das ist unverantwortlich!
Ob das Geld nun von dir privat kommt, oder von dritten!

Klaus_Bayer Juli 6, 2017 um  Uhr

… und zum Thema „90min-Film dauert ca. 30 Tage Dreh“ – ja das stimmt grob so (je nach Projekt) – aber dort geht viel Zeit fürs Einleuchten/ Kameraarbeit drauf – und zwar auf Profi-Niveau. Also da sind dann 5+ seit 10 Jahren erfahrene Leute am Werk.
Darum dauert das oft länger:
Die Typen holen mit ihrer Erfahrung die letzten paar Prozent zwischen 90% geil und 100% geil heraus. Was viel Geld und Technik, und einen Generator-Laster und Hebebühnen, usw. erfordert.
Sowas kostet Zeit und Geld.
Low-Budget-Bedingungen kosten Planungszeit, aber wer das nicht in effiziente Drehzeit umsetzt, macht was grundlegend, wirtschaftlich falsch.

Klaus_Bayer Juli 6, 2017 um  Uhr

…sorry, das Ganze hört sich mehr wie ein Angriff an, als ich es meine…
…aber wenn ihr Schauspieler oder Crewmitglieder mit etwas echter Dreh-erfahrung am Set habt, dann geht das Ganze erst recht nicht.
Einfach weil es ein „unprofessionelles Signal“ setzt.

Rainer Wolf Juli 8, 2017 um  Uhr

Hi,

danke für deine Kommentare und ich kann Dir da auf jedenfall zustimmen. Der späte Drehbegin am Set war auch das, was mich am meisten immer gestört hat. Hier gibt es wirklich noch großen Lernbedarf bei uns auch wenn wir nur „Amateurfilmer“ sind, das sollte besser organisiert sein. Wir arbeiten dran.

Alfred Schmidt September 13, 2019 um  Uhr

Hallo
Ich weiss dass ich sozusagen zu spät dran bin – aber vielleicht liests doch noch jemand.

Über etliches habe ich bitter lachen müssen – zum beispiel über das Baugerüst am Dreh.
Mir gehts ähnlich und ich habe damit leidvolle Erfahrungen. Auch die Suche nach darstellern gestaltet sich als ausgeprochen schwierig, notaben , da ich eigentlich nicht besonders kommunikativ im Privatleben bin soll heissen mein Bekanntenkreis geht gegen null. Dennoch ist es mir gelungen letztlich doch alle Darsteller aufzutreiben und in manchen Fällen das Drehbuch typgerecht anzupassen.
Ich bin mit vielen Tipps einverstanden, mache aber dennoch einiges anders. Drehbeginn im Freien – hier versuche ich den Zeitpunkt nach den voraussichtlichen Lichtbedingungen festzusetzen.
Ein „Dreghtag“ ist bei mir nicht absolut ausgenutzt, Es sind einerseits nur die Personen anwesend die gebraucht werden. Und wenn die 6 minuten Szenenfolge (ein Schauplatz) dann eben nur 5 Stunden dauert – auch recht.
Den verpatzten Drehtag hatten wir auch – wo nichts passte, Die Szene spielte in einem Boot auf der alten Donau, Die Sonne brannte su herunter, daß ich am Monitor fast nichrs sehen konnte, die Darsteller hatten die Texte niciht intus, ich war unruhig, da der Ton mittels Funk übertragen werden musste und ich keine Erfahrungen damit hatte. Dazu das schaukeln BEIDER Boote (jenes der Darsteller und das unsere. Ich habe die Szene dann wiederholt und es klappte hervorragend.

ESSEN lasse ich eigentlich erst NACH dem Dreh, weil nach einer Mhlzeit sind die Leute müde….
Manche Fehler lassen sich übrigens nicht korrigieren , da das Set meist nicht wieder herstellbar ist.Ich habe in meiner Wohnung teiiweise Styroporwände aufgestellt und gestrichen, etc.
Aber schon ein einfacher Blumenstrauß am Tisch kann nicht mehr wiederhergestellt werden, so daß man es nicht bemerkt.
Ein weiteres Problem sind die Drehtermine.
Ich hatte es ursprünglich als ideal empfunden, daß ich Darstelle von meiner einstigen Dienststelle bekommen konnte, die über relativ viel Freizeit unter der Woche verfügen. Dabei hatte ich allerdings nicht bedacht, daß es hier ein Dienstrad gibt, wobei die Diensträder selbstverständlich nicht identisch sind. So müssen halt Diensttäusche vereinbart werden, was nicht immer funktioniert.
Diskussionen am Drehort gibt es nicht – Das Drehbuch ist fix. einzelne Sätze können indes leicht abgeändert werden.

Technisch arbeite ich mit Canon C200, an Objektiven habe ich mir eine ganze Palette zugelegt, verwende aber meist nur 2 Stück. Im Freien reicht das Canon 24-105 mm F4 und das Canon EF-S 10-18mm 1:4.5-5.6 IS STM Objektiv (welches eigenartigerweise recht gut ist) Ansonst mehrere Fixbrennweiten . leider ohne Stabilisator, dafür aber super lichtstark
Ich bin – wo es möglich ist – ein Verfechter von Stativaufnahmen und – wo möglich- availible Light.
Und – wie Ihr auch – arbeite ich im Breitwandverfahren. 50 Bilder pro sec UHD – 3840 mal 1610 Pixel. 8 Bit mp4. Raw ist mir zu Speicherintensiv..und ich konnte kein „Banding “ feststellen – vermutlich weil ich nicht allzuviel an den Farben herumbastle, somnder schon beim Dreh versuche die Lichtverhältnisse einigermaßen optimal zu gestalten.

Hoffen wir das Beste

Alfred