30 Jahre Commodore Amiga – und wir waren mit dabei

von horchposten am in Allgemein,Behind the Scenes

Wie die Zeit vergeht. Vor 30 Jahren hat Commodore in New York den AMIGA 1000 einer begeisterten Öffentlichkeit präsentiert. Mit seinen Multimedia-Fähigkeiten richtete sich bereits dieser erste Amiga an Kreative und Künstler. Fachpresse und technikaffine Käufer bemerkten außerdem, daß als Hauptprozessor – wie beim Apple Macintosh – ein leistungsstarker Motorola 68000 fungierte. Das verlockte zu Preisvergleichen: Mit seinem Einstiegspreis von 1295 US-Dollar war der Amiga deutlich preisgünstiger, als der hochgelobte Apple Macintosh mit knapp 2500 Dollar. Das war in den USA ein überzeugendes Kaufargument.

Der Amiga kommt nach Deutschland

In Deutschland wurde der Amiga offiziell erst 1986 auf der CeBIT vorgestellt  – und stand kurz darauf in den örtlichen Fachgeschäften und Elektromärkten. Allerdings lief die Markteinführung nicht ganz reibungslos. Die ersten AMIGA 1000 waren für über 3000 Mark erhältlich, dieses Angebot beinhaltete aber keine deutsche Tastatur und auch keinen Monitor. Die Käufer mußten die amerikanische Tastatur mit einer beiliegenden Folie überkleben. Das man an solch teurer Technik auch selbst noch mit einer Klebefolie herumhantieren sollte, dass sorgte in den 80er Jahren bei den Deutschen für Unmut.

Aus Amiga-Fans werden Software-Händler

Schon kurz nach Einführung des AMIGA 1000 hatte Commodore bereits neue Modelle entwickelt und 1987 den AMIGA 500 und AMIGA 2000 auf den Markt gebracht. Noch heute schwärmen die damaligen Amiga-Besitzer von den Fähigkeiten ihrer Homecomputer. Es entstanden Amiga-Computerclubs und Amiga-Magazine, die sich ausschließlich mit entsprechender Hardware und Software befaßten. Bei Allkauf, Hertie, Karstadt, Kaufhof und Wertheim gab es plötzlich die „Computerabteilung“ und auch der Grundstein für die heutige Versandfirma arktis.de wurde damals gelegt. Tatsächlich firmierten wir einst unter „Wolf Computertechnik“  bzw. „Wolf Software & Design“ und haben über Anzeigen in Amiga-Magazinen, auf Amiga-Messen und über den Fachhandel preisgünstige Spiele und Anwendungssoftware angeboten. Unter dem Label „OASE Software“ waren wir auch als Publisher tätig und haben beispielsweise mit „Airport“, „Ballistic Diplomacy“ und „Delivery Agent“ einige ganz erfolgreiche Amiga-Titel auf den Markt gebracht.

OASE-Messestand auf der Amiga-Messe in Köln

OASE-Messestand auf der Amiga-Messe in Köln

Trotz aller Begeisterung für den Amiga – unsere Software-Boxen, Kataloge und Werbeanzeigen gestalteten wir damals bereits auf Computern von Apple. Irgendwann stellten wir uns die Frage: „Wenn wir in der Firma schon Apple Computer aller Art haben und täglich damit arbeiten, warum nicht auch Software für den Macintosh anbieten?“

Vom Commodore Amiga zum Apple Macintosh

Als Arktis Software starteten wir in den 90er Jahren auch im deutschen Mac-Markt mit der Adaption erfolgreicher Amiga-Anwendungssoftware durch, während Commodore inzwischen die AMIGA 600, 1200 und 4000 produzierte – und dabei auch für reichlich negative Schlagzeilen sorgte. Besonders der AMIGA 600 war eine kleine Katastrophe. Vor der Markteinführung soll Commodore mit A600-Verkaufszahlen von 300.000 Stück pro Quartal gerechnet haben. Tatsächlich wurden von diesem störanfälligstem Modell in Deutschland bis Ende 1993 wohl nur 193.000 Stück verkauft – und selbst diese Zahl konnte Commodore nur durch massive Preissenkungen erreichen. Die Kunden wollten diesen Computer nicht, dessen Design manchen Amiga-Fan an einen Plus4 erinnerte. Auch bei Software-Händlern und Publishern war der AMIGA 600 nicht sehr beliebt, denn mit älterer Software hatte dieser Amiga reichlich Kompatibilitätsprobleme – und wir mußten mit Retouren kämpfen und unzufriedene A600-Besitzer besänftigen. Vergleichbare Probleme gab es damals mit dem Mac einfach nicht, was uns zu echten Apple-Fans machte.

Der Abschied vom Amiga

Fast schon ironisch ist das Commodore-Ende: Die ursprünglichen Amiga-Entwickler sollten in den 80er Jahren ja eigentlich eine Spielkonsole entwickeln, das Team um Chefentwickler Jay Miner hatte dagegen einen leistungsstarken 16 Bit-Computer gebaut. Für Commodore waren die Homecomputer lange Zeit das Brot-und-Butter-System, bis der Konzern in Schieflage geriet. Um sich zu sanieren setzte Commodore dann in den 90er Jahren mit dem CD³² ausgerechnet auf eine Amiga-Spielkonsole – und scheiterte damit grandios. Beim CD³² bestand die Konsolen-Hardware eigentlich aus einem Amiga 1200, lediglich ein Spezialchip und ein CD-Laufwerk mit doppelter Geschwindigkeit waren hinzugekommen. Bis Anfang 1994 soll Commodore trotz des zurückliegenden Weihnachtsgeschäfts nur 25.000 dieser Amiga-CD³² in Deutschland verkauft haben. Auch im Rest der Welt sahen die Absatzzahlen nicht viel besser aus. Damit waren der Commodore und der Amiga am Ende. Nach der offiziellen Firmenpleite konnte man 1994 in den Amiga-Magazinen ganzseitige Anzeigen von Apple Deutschland entdecken, mit denen man Amiga-Nutzer zum Macintosh locken wollte. Viele sind dem Ruf gefolgt. Auch „Wolf Software & Design“ und das Software-Label „OASE“ – beide sind damals im Apple-Händler Arktis aufgegangen. Und was war in den folgenden Jahren bei den Käufern unserer Mac-Software sehr beliebt? Die Amiga-Classix-Reihe!

Mit diesem Logo startete Arktis im Mac-Markt durch

Mit diesem Logo startete Arktis im Mac-Markt durch

 

Theon Juli 24, 2015 um  Uhr

Sehr interessant. Aber hat der A1000 nicht 6000 Mark gekostet? Habe ich zumindest an anderer Stelle gelesen.

Arktis-Team Juli 24, 2015 um  Uhr

Gute Frage. Die 3000 Mark sind wohl ein Angebot ohne Monitor gewesen. Wir haben das im obigen Text mal ergänzt. Bei dem Angebot für 6000 Mark sind außerdem Laufwerk und Drucker mit beworben worden. Ob beim AMIGA 1000 für über 3000 Mark auch Laufwerk und Drucker dabei war – oder noch fehlte – wissen wir leider nicht mehr.