Ist die neue Facebook-Suche ein Konkurrent für Google?

von horchposten am in Allgemein

Was wurde von der Presse nicht alles erwartet: eine neue Facebook-App, ein Handy-Betriebssystem, ein Facebook-Phone oder auch ein Facebook-Tablet. Der Erwartungsdruck war enorm, doch in Menlo Park hat Konzern-Chef Mark Zuckerberg der Weltpresse etwas anderes präsentiert: Eine Facebook-Suche namens Graph Search.

Wie funktioniert Facebooks Graph Search?

Mit Graph Search wurde bei Facebook endlich die alte Suchfunktion komplett überarbeitet. Und vor allem: Graph Search ermöglicht eine semantische Suche! Auf präzise Fragen sollen per Graph Search konkrete Antworten gefunden werden – und keine Linklisten, wie bei Google. Zur Erinnerung: Davon hat Mark Zuckerberg schon im September 2012 auf der Disrupt-Konferenz gesprochen. Zwei Facebook-Entwickler haben Graph Search und die neuen Möglichkeiten auf der Pressekonferenz demonstriert:

  • Nach Personen suchen: „Friends who live in my city“, aber auch „software engineers who live in San Francisco and like skiing“ oder „people who like things I like“.
  • Nach Fotos suchen: „Photos I like“, aber auch „photos of the Eiffel Tower“ oder „photos of my friends before 1999“.
  • Nach Orten suchen: „Restaurants in San Francisco“, aber auch „countries my friends have visited“ oder “restaurants in New York liked by CEOs“.
  • Nach Interessen anderer Menschen suchen: „Music my friends like“, aber auch „books read by CEOs“ oder „pages liked by people who work at Facebook“.

Mit dieser semantischen Suche bekommt man tatsächlich Antworten genannt – aber auch Ansprechpartner. Wie sagt es doch Philipp Roth auf Allfacebook.de so schön: „Die Facebook-Suche wird endlich brauchbar“. Und wie nebenbei werden bei jeder Suche auch neue Kontakte gefunden. Ein Fest für Netzwerker. 😉

Wer Graph Search besonders effektiv nutzen will, muss jedoch geschickt mit Schnittmengen und Facebook-Kategorien arbeiten. Hört sich kompliziert an, ist aber schnell gelernt.

Die Reihenfolge der Suchergebnisse soll sich durch Relevanz ergeben, als Ranking-Faktoren werden dabei wohl die Anzahl der Likes, der Shares und der Kommentare berücksichtigt. Im Facebook Newsroom schreiben die Graph Search Entwickler dazu auch folgendes: „All results are unique based on the strength of relationships and connections“. Wie Facebook wohl die „strength of relationships“ messen und einbinden wird? Ganz einfach: Mit dem Social Graph!

Wie nutzt Facebook den Social Graph für seine Suche?

Mit der Bezeichnung „Graph“ macht Facebook deutlich, dass bei jeder Suche der sogenannte „Social Graph“ ausgewertet wird. Als Social Graph bezeichnet man das soziale Beziehungsgeflecht, das Menschen miteinander verbindet – und das größte soziale Netzwerk kennt dieses Beziehungsgeflecht ganz genau. Wenn ein Facebook-Nutzer einen Share-Button drückt, dann wird diese Aktion als Teil des Social Graph gespeichert. Mit der Auswertung des Social Graph wird Facebook bei jeder Suchanfrage allgemeine Informationen mit sozialen Informationen verknüpfen – so werden vollständig personalisierte Suchergebnisse geliefert. Von dieser Art der sozialen Suche träumt eigentlich auch Google, doch Graph Search hat keine Ähnlichkeit mit der Suche bei Google+ oder bei Google. Die obigen Suchbeispiele erinnern uns eher an Siri und Wolfram Alpha.

Auf welche Nutzer-Daten wird man mit Graph Search Zugriff haben?

Eine Milliarde Nutzer haben dem weltgrößten sozialen Netzwerk einen gigantischen Berg an Daten geschenkt, jetzt wird Facebook diese Daten für Graph Search nutzen. Allerdings werden die Privatsphären-Einstellungen der Nutzer respektiert. Es sollen nur solche Daten als Suchergebnisse angezeigt werden, die mit anderen Nutzern geteilt wurden oder als öffentlich markiert sind. Das könnte natürlich auch der Beziehungsstatus oder der Arbeitgeber sein.

Klingt so, als sei Graph Search das Anti-Google. Doch wenn Facebook die Suchanfragen nicht beantworten kann, dann werden diese an Microsofts Suchmaschine Bing weitergereicht. Auch diese Suchergebnisse werden direkt von Facebook angezeigt. Ähnliches kennt man von Web.de oder T-Online, dort werden Suchergebnisse von Google innerhalb des Online-Dienstes angezeigt. Mit der Integration von Bing wird die neue Facebook-Suche jedenfalls zu einer vollständigen Suchmaschine – und damit langfristig zu einem echten Konkurrenten für Google!

Wer sind die Graph Search Entwickler?

Einst waren sie bei Google für Marketing und Entwicklung zuständig – jetzt sind sie das neue Dream Team bei Facebook: Tom Stocky und Lars Rasmussen. Ausgerechnet zwei ehemalige Google-Mitarbeiter sind für Graph Search verantwortlich, dass ist schon eine kleine Sensation, denn mit Google+ hat ihr alter Arbeitgeber doch reichlich im Territorium von Facebook gewildert. Stocky ist der Öffentlichkeit eher unbekannt, doch Rasmussen hat sich mit seiner Arbeit an Google Wave und Google Maps einen Namen gemacht. Auch so manches Google-Patent trägt den Namen von Rasmussen, beispielsweise Patente fürs Digital Mapping System.

LESETIP: Lars Rasmussen hat dem „Sydney Morning Herald“ schon im Jahr 2010 ein längeres und lesenswertes Interview gegeben: Why I quit Google to join Facebook.

Was bedeutet Graph Search für die Facebook-Seite von Arktis?

Facebook-Experte Thomas Hutter sieht bei Graph Search nicht nur „riesige Mehrwerte für den Nutzer“, sondern auch jede Menge Arbeit auf uns Unternehmen zukommen. Im Facebook Marketing Blog hat Hutter eine ersten Stellungnahme zur neuen Suchfunktion abgegeben und gleich einen Tipp für Unternehmen: „Die richtigen Fans für die Seiten zu finden und diese Fans zur laufenden Interaktion mit dem Unternehmen zu bringen, müsste nun im Fokus der Strategie stehen…“ Hmmm – was auch immer Thomas Hutter mit „den richtigen Fans“ meint, wir haben jedenfalls schon einige Ideen für noch mehr Interaktion mit unseren Arktis-Fans. 😉

Allerdings hat Arktis bei Graph Search auch die Fotosuche im Blick. Unternehmen mit guten und beliebten Produktfotos werden über Graph Search sicherlich einige Nutzer auf ihre Facebook-Seite locken können, vergleichbare Erfahrungen gibt es mit Pinterest. Arktis wird also noch mehr Produktfotos veröffentlichen.

Offen bleibt, wie weit sich Facebook-Nutzer auf die semantische Suche einlassen und mit Fragen experimentieren werden. Mögliche Suchanfragen sind: „iPhone-Cases liked by girls, iPhone-Cases my friends like“ oder iPhone-Cases liked by Arktis-Fans . Ob diese Suchanfragen aber auch gestellt werde? Wir werden es sehen. Auf jeden Fall werden im Arktis-Store alle Produktinfos und im Arktis-Blog alle Beiträge immer so aufbereitet sein, dass diese schnell geliked werden können.

FAZIT: Mit Graph Search wird Facebook wohl die soziale Suche perfektionieren. Und im Idealfall wird sich bei Facebook nicht nur die Auffindbarkeit von Unternehmen, sondern auch deren Sichtbarkeit deutlich erhöhen. Außerdem werden Unternehmen bei Facebook noch mehr Produktinfos und Produktfotos öffentlich zugänglich machen. Wenn es den Nutzern gefällt und eifrig der Like-Button gedrückt wird, dann wird Facebook auch zur weltgrößten Plattform für Empfehlungs-Marketing werden.

Wann ist Graph Search in Deutschland nutzbar?

Graph Search befindet sich noch in der Testphase: „Graph Search is in a limited preview or beta. That means Graph Search will only be available to a very small number of people who use Facebook in US English.“ Laut Tom Stocky and Lars Rasmussen soll der Nutzerkreis aber stetig erweitert werden: „The roll out is going to be slow so we can see how people use Graph Search and make improvements.“ So ist Facebook auch schon bei früheren Produkteinführungen vorgegangen.

Wer Graph Search als Beta-Version testen möchte und mit US-English keine Probleme hat, kann sich unter facebook.com/graphsearch in eine Warteliste eintragen. Zuvor sollte man aber in den Facebook-Settings seine Spracheinstellung auf „English (US)“ umstellen! Auf die ersten Erfahrungsberichte sind wir schon gespannt.

WEITERE INFORMATIONEN: Zur Entstehung der neuen Facebook-Suchfunktion gibt es einige Infos direkt vom Entwickler Lars Rasmussen: Under the Hood: Building Graph Search Beta. Erste Gedanken über die Suche mit dem Social Graph haben sich auch Philipp Roth auf AllFacebook.de, Carsten Drees auf MobileGeeks.de und Yvonne Ortmann auf t3n.de gemacht.