Die ahnungslosen Kickstarter Startups

von Rainer Wolf am in Allgemein,Behind the Scenes

Versteht mich jetzt bitte nicht falsch, ich finde Kickstarter mit seinen vielen innovativen Produkt-Projekten schon sehr spannend. So spannend, dass wir von arktis.de immer mal wieder Kontakte mit den Herstellern cooler Gadgets aufnehmen, um diese dann auch in Deutschland auf den Markt zu bringen. Doch irgendwie werden wir da fast immer wieder enttäuscht und ausgebremst. Ausgebremst von einfach unfähigen Geschäftspartnern, die offenbar nur etwas von Produktentwicklung verstehen und deren Promotion auf der Kickstarter Plattform, um entsprechende Gelder einzusammeln.

Micro auf Kickstarter

Der Micro – derzeit eines der heißesten Kickstarter Projekte

Von Vertrieb haben leider die meisten Kickstarter Unternehmen gar keine Ahnung (klar, es gibt natürlich Ausnahmen – kann mir einer welche nennen?). Nicht nur, dass es schwierig ist einen Preis für Wiederverkäufer zu erhalten (ggf. erhält man den Einkaufspreis, doch noch nach mindestens 20 Skype Sitzungen mit viel tiefgreifendem Fachgesimpel: „Wie geht´s der Familie? Schneit es bei Euch? Wo liegt überhaupt Deutschland? Doch so weit weg?“). Hat man nach viel Zeit dann doch endlich mal einen Preis erhalten (oft bestellen wir genervt einfach zum normalen Endkundenpreis, um überhaupt erstmal ein Testmuster zu erhalten), geht der Frust direkt weiter. Nach der Bestellung und Bezahlung erfolgt einfach keine Warenlieferung, das große Warten beginnt auf´s Neue. Kickstarter Unternehmen haben meistens leider überhaupt keine Ahnung von logistischen Firmenabläufen bzw. das Verarbeiten von Bestellungen und organisieren ihre eigene Produktion. Klar, es sind fast alles StartUps, aber eine gewisse Grundkenntnis im Vertrieb darf man doch voraussetzen, oder nicht? Bestellen – bezahlen – liefern. So geht das normalerweise. Es gibt leider so viele Fälle von denen ich berichten kann, wo die Erstbestellung erst nach vielen Monaten bei uns eintraf… dann oft sogar in falschen Stückzahlen. Auf manche Bestellungen warten wir vergebens auch noch nach 1 Jahr! Auch die Nachbestellung macht fast nie Spaß („Wie, die 10 Stück aus der Erstlieferung reichen nicht? Ihr braucht schon wieder neue Ware? Die müssen wir erstmal neu produzieren? Dafür brauchen wir Rohstoffe, die müssen wir auch selbst erstmal irgendwo neu bestellen! Das kann 6 Monate dauern…“). Erwähnte ich, dass wir selbstverständlich immer per Vorkasse bezahlen – auch wenn die Lieferung manchmal Monate dauert?

Ich rede hier leider nicht von Einzelfällen, egal ob so vielversprechende Produkte wie StickNFind, Chipolo, MaCool oder damals auch der Glif (der allerdings mittlerweise gut verfügbar ist).

Dabei gibt es aktuell doch so viele coole neue Projekte wie z.B. den 199,- Euro 3-D Drucker Micro oder aber das Rescape Action Set, das Euer Büro in eine virtuelle, zerstörbare 3D Welt verwandelt. Wir lassen uns überraschen, wann wir diese Produkte wirklich erhalten werden.

Mensch Leute auf Kickstarter, Ihr habt so tolle Produkte aus denen so viel werden könnte, versaut es Euch doch nicht selbst mit einem Schmuddel-Vertriebskonzept! Erst Vertrieb planen – dann auf Kickstarter Geld einsammeln. Spart garantiert viel Frust und Stress und verspricht bessere Verkäufe!

Euer Rainer